DIE RECHERCHE-SHOW Erste Premiere von Kay Voges online abgeliefert
RED BULL versus DOSSIER als amüsanter Stierkampf im Volkstheater
Nach und nach gewöhnt man sich an den Bildschirm als Bühnenersatz. Mit dem Erwerb eines Tickets um 6,- € wird der Link geliefert, der in den folgenden eineinhalb Stunden Theater simulieren soll. Der Unterschied zu einer TV-Sendung ist marginal; eine investigative Show ist eine investigative Show, egal wo und hat stets auch das gleiche Muster. Das Fernsehen lebt von der Professionalität eines Teams, das im Theater eher als bemühte Truppe wirkt, die im Gegensatz zu vielen Kollegen au den TV-Studios allerdings großartig die Improvisation beherrscht. So stellt es keinerlei Problem dar, wenn die Bilder einfrieren oder der Ton ausfällt. Schauspieler sind geübt im Extemporieren und retten eine Vorstellung auch dann noch, wenn die Maschinerie streikt oder die Kulissen kippen. Dieses Kompliment darf auch Kreation Kollektiv unter der Regie von Ed Hauswirth gemacht werden, das mit der fast unfallfreien Premiere von „Die Recherche-Show“ die Spielzeit des neuen Direktors Kay Voges eingeleitet hat, mit einem, man möchte fast sagen, mittlerweile typischen Volkstheaterstück.
Zugrunde liegen dieser Show die Recherchen von DOSSIER, einer nach eigenen Angaben unabhängigen und gemeinnützigen Redaktion, die investigativen und Datenjournalismus betreibt und fördert. Ziel der Enthüllungen ist RED BULL, besser gesagt, dessen Betreiber Didi Mateschitz. Wer selbst das süße, nach Gummibärli schmeckende Dosengetränk nicht konsumiert, fragt sich bestenfalls, wie man damit zu einem derart sagenhaften Vermögen von zig-Milliarden kommen kann. Sind es die Stierhoden, die nicht jeder Darstellerin munden, oder das immer wieder aufflammende EXTREM, passend zu den langen Fangarmen dieser Krake? ServusTV mit einem Chefredakteur, der als nach ihm benannter Kasperl Wegscheider seltsame Wahrheiten verkündet, vom roten Bullen beherrschtes Sportgeschehen in Stadien oder auf Autorennstrecken und Abenteurer mit unglaublichem Mut zur Selbstvernichtung sind auch dem geübtesten Ignoranten von Red Bull präsent. In diesem Sinne spielen sich Pia Hierzegger, Rupert Lehofer, Julia Franz Richter, Martina Zinner und am Keyboard Thomas Pfeffer in der Dunkelkammer des Volkstheaters die Doserln zu, um sie jeweils zischend witzig aufzureißen. Für Seriosität bürgt der zugeschaltete Journalist Georg Eckelsberger von DOSSIER. Das Resümee: Man wird zum Dr. Faustus, der zwar mehrfach mitvoten darf, aber bezüglich des Mateschitz-Imperiums an der Stelle, wo üblicherweise der Schlussapplaus einsetzt, grad so klug ist als wie zuvor.